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08/09/2015 / Clemens Rüttenauer

iPhone Kontakte – zum heulen

Technik kommt, Technik geht. Wobei neue Technik nicht immer nur Vorteile bringt. Manchmal gehen mit alter Technik auch liebgewordene Errungenschaften verloren.

Wer erinnert sich noch an den alten Videorecorder mit seinen großen Band-Kassetten? Zugegeben, die Bedienung war eine einzige Katastrophe. Ich erinnere mich noch an eine Szene aus der Reihe „Die Dinos“. Der Vater wird wegen einer handgreiflichen Auseinandersetzung mit seinem Nachbarn in Handschellen von der Polizei abgeführt. Die Tochter kriegt einen hysterischen Schreikrampf und ruft verzweifelt: „Mein Gott, Papa ist doch der Einzige, der den Videorecorder programmieren kann!“ Aber dieser alte Videorecorder konnte etwas, was kein noch so neuzeitliches, vielfach vernetztes, smartes (!) TV-Gerät mit eingebautem Festplattenrecorder kann: er konnte den tatsächlichen Beginn einer Sendung automatisch erkennen, auch wenn er sich mal wieder wegen eines unvermeidlichen „Brennpunkts“ oder eines in die Verlängerung gegangenen Fußballspiels verschoben hatte. Heute kann man nachfolgende Aufnahmen nur noch in die Tonne hauen.

Wer erinnert sich noch an Nokia? Die Bochumer natürlich – schmerzlich. Nokia stand symbolhaft für die erste erfolgreiche, epochemachende Handygeneration. Die Kids hatten schnell heraus, was man damit alles machen konnte. Der große Renner waren Klingeltöne. Die konnte man Kontaktgruppen zuordnen. So konnten die Kids sofort erkennen, ruft ein Freund an, oder ist es doch bloß wieder die Mama.

Warum musste Nokia untergehen? Es lag am Geniestreich eines Genies. Fünf Worte genügten:“we are calling it iPhone“. Hier ist das Video. So präsentierte Steve Jobs am 9. Januar 2007 einer atemlos gespannten, staunenden Öffentlichkeit ein neues Gerät, das die Eigenschaften des iPod, eines Telefons und der Internetkommunikation vereinigte. Die Welt war begeistert – das Tastentelefon out.

Das iPhone eroberte die Welt, wurde beispielgebend für eine neue Generation von Smartphones. Aber was war mit den Kontakten passiert? Man konnte welche anlegen, bearbeiten und löschen, aber Gruppen konnte man keine anlegen. Wie das? Vor allem: warum, um Himmels Willen, wurde dieser Fehler bis heute (IOS 8.4) nicht behoben? Eine offizielle Erklärung gibt es dazu nicht. Auch in der autorisierten Biographie von Walter Isaacson kommt das Thema nicht zur Sprache, und doch wird hier dem phantasiebegabten, einfühlsamen Leser eine Möglichkeit eröffnet, sich selbst eine Erklärung zusammenzureimen.

Eine erste Besprechung der Biographie in der Süddeutschen Zeitung vom 25.11.2011 trägt die Überschrift: „Genie mit dunklen Seiten“. Darin werden einige von Stve Jobs Eigenschaften aufgezählt – als erste: „Dickköpfig: Er schrie“. Er konnte schreien, seinem Kontrahenten sogar Prügel androhen und heulen und weinen. Ja, es wird viel geheult in dieser Biographie – wohl über 20 Mal. Daraus leite ich folgenden Erklärungsversuch ab:

Am Tag nach der iPhone Präsentation wollte Steve gegen Mittag in sein Büro gehen. Schon am Eingang des Firmensitzes stürzte ihm der Chefprogrammierer aufgeregt entgegen und rief: „Steve, wir haben einen Fehler gemacht. Bei den Kontakten kann man keine Gruppen anlegen. Das müssen wir schnell korrigieren.“. Steve – gerade noch so gut gelaunt – lief feuerrot an und brüllte: „Fehler?! Wir machen keine Fehler! Da gibt’s auch nichts zu korrigieren. Merk dir das gefälligst! Sonst schmeiß ich dich eigenhändig raus – und zwar aus dem zehnten Stock!“ Sprach`s und fuhr hinauf zu seinem Büro im zehnten Stock.
Am nächsten Morgen war eine Konferenz aller Ressortchefs angesetzt. Steve kam als Letzter. Der Vorsitzende begann: „Steve, wir müssen reden – über diese Kont …“ Weiter kam er nicht. Steve ließ ihn nicht ausreden und brüllte los wie von Sinnen. Doch allmählich dämmerte ihm, dass sie alle gegen ihn waren. Alle wollten, dass der Fehler korrigiert wird. Da fing er an zu heulen – und hörte nicht mehr auf. Alles gute Zureden half nichts – er hörte nicht auf. Die Konferenz musste in einen anderen Raum verlegt werden. Steve blieb heulend zurück. Am nächsten Tag saß er da immer noch und heulte. Am dritten Tag wurde es dem Vorsitzenden zu brenzlig. Was, wenn die Öffentlichkeit etwas von Steves Zustand erfahren würde? Da könnten glatt die Börsenkurse purzeln. Also wurde eine Delegation zu ihm geschickt, um mit ihn zu verhandeln. Steve blieb derartig stur, dass die Delegation schließlich seine Bedingungen akzeptieren musste:

1. Das Programm wird nicht geändert.
2. Das Thema Gruppenkontakte wird im gesamten Unternehmen nie mehr angesprochen.

Als Steve diese Zusagen hatte, beendete er seinen Heulstreik und ging seelenruhig in sein Büro.

So oder so ähnlich muss es sich zugetragen haben. Das ist auch der Grund, warum es für die geplagten Anwender keinen Sinn macht, auf Abhilfe durch Apple zu warten. Abhilfe muss man sich anderweitig besorgen. Es soll beispielsweise funktionieren mit der App „Groups“ oder mit „Contacts+“. Eine andere Möglichkeit ist die Synchronisierung mit Outlook Kontakten via iTunes. Dabei werden die dort definierten Gruppen auf das iPhone übertragen. Aber Achtung: Wenn man dann am iPhone einen Kontakt nur aus einer Gruppe entfernen will, wird er komplett gelöscht. Will man ihn bei der nächsten Synchronisierung wieder neu übernehmen, wird er stattdessen auch am PC gelöscht. Es ist wirklich zum heulen! Man fühlt sich veräppelt.

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2 Kommentare

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  1. Frank Becker / Sept 8 2015 5:07 pm

    Wenn man Apple-Produkte nutzt dann muß man eben in den sauren Apfel beißen und eine Schnute ziehen. Ok, vom Pinguin wird man auch mal auf’s Glatteis geführt und an einer anderen Sorte PCs schmeißt man auch seine Lebenszeit zum Fenster raus.

    Ich denke bei solchen Geschichten immer an die wahre Bedeutung der Abkürzung EDV

    Erfolglose Daten Verarbeitung

    In diesem Sinne: Danke für deinen Beitrag.
    Frank

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  2. Frank Becker / Sept 8 2015 5:09 pm

    Noch Vergessen: Das System mit der Mülltonne ist auch in mancher Hinsicht nur dafür geeignet.

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