Zum Inhalt springen
19/11/2016 / Clemens Rüttenauer

c’t Abo für Sehbehinderte

Viele reden von Barrierefreiheit und Inklusion. Der Heise Verlag tut etwas – und zwar nicht erst seit gestern. Er bietet Sehbehinderten die Möglichkeit, die Computerzeitschriften c’t und iX kostenlos in digitaler Form zu abonnieren. Die erste Mitteilung des Verlags  datiert vom 17. September 1998. Auch Golem berichtete damals über „diese wirklich lobenswerte Entscheidung des Heise-Verlags

Aktuelle Informationen und das Bestellformular findet ihr hier.

Mathias Hänel, einer der maßgeblichen Initiatoren auf Seiten der Blinden und Sehbehinderten erzählt von den Herausforderungen, vor denen dieses Pilotprojekt anfänglich stand.

Inzwischen sind viele Jahre vergangen, die Benamsung und Organisation der ZIP-Dateien wurde immer wieder mal geändert. Der Heise Verlag konnte – durchaus mit einer gewissen Berechtigung – davon ausgehen, dass dieser Kreis von Interessierten Computernutzern schon damit würde umgehen können. Es gab allerdings auch Kritik. So schreibt beispielsweise Marco Zehe 2013 in seinem Blog: „…wenn ich jedoch mal so ehrlich sein darf: Eine in einer Zip-Datei enthaltene lose Sammlung von ASCII-Dateien ist in Zeiten mobiler Konsumierung von Nachrichteninhalten per iPad & Co. nicht mehr zeitgemäß…“ Andererseits gab es auch zahlreiche Vorschläge und Lösungen, die Bedienung zu erleichtern. Mit dem Programm CT4Browser ist nun ein neuer Meilenstein in Sachen Bedienbarkeit erreicht.

Das Programm CT4Browser

Am 6. November 2016 stellte Wladimir Kon in der ISCB Mailingliste sein neues Programm CT4Browser vor. Herunterzuladen ist es hier:

http://www.wowinsoft.de/ct4browser.php?lang=de

In der Liesmich Datei ist alles Notwendige erläutert. Nach dem Entpacken kann man die exe-Datei direkt in das Verzeichnis setzen, in dem sich bisher schon alle c’t-Ausgaben (als Zip-Dateien) befanden. Das scheint mir aber wenig sinnvoll, wenn sich dort über Jahre hinweg unzählige Dateien angesammelt haben. Das würde das Programm bei der Ersterfassung unnötig strapazieren. Meine Empfehlung: Einen eigenen Ordner anlegen, dort das Programm hinsetzen und dann die Zip-Dateien des laufenden Jahres dorthin kopieren. Weitere Exemplare lassen sich auch später noch nachladen.

Jetzt das Programm das erste Mal ausführen. Das kann – je nach Umfang – dauern. Einen Fortschrittsbalken sucht man vergeblich. Wladimir Kon ist blind. Er lässt deshalb eine sympathische Computerstimme den Fortschrittsgrad ansagen. Also Lautsprecher einschalten! Am Ende der Erfassung wird die Datei ct4browser.html erstellt bzw. aktualisiert und automatisch im Standardbrowser geöffnet.

ausgabenverzeichnis-s

Ausgaben-verzeichnis

heft-2016-23-auszug

Inhaltsverzeichnis

das-naechste-windows-auszug

Artikel

Zwischen den einzelnen Ansichten kann man einfach hin- und herspringen.

Wird ein neues Heft ausgeliefert, fügt man die Zip-Datei ein und startet das Programm. Die Aktualisierung geht schneller, wenn man vorher die bereits erfassten Zip-Dateien löscht.

Das Programm bietet einige Optionen. Die Steuerung erfolgt nicht über ein Dialog-Fenster, sondern – ein wenig tricky – über die Schreibweise des Programmnamens. Es gibt folgende Möglichkeiten:

  • ctbrowser.exe : ct – klein geschrieben = keine Sprachansage
  • CTbrowser.exe : CT – groß geschrieben = mit Sprachansage
  • CTbrowser.exe : browser – alle Buchstaben kleingeschrieben = Ausgaben nach Jahr und Heft aufsteigend sortieren
  • CTBrowser.exe : Browser – mit großem B geschrieben = Ausgaben nach Jahr absteigend und Heft aufsteigend sortieren
  • CTBROWSER.exe : BROWSER – alle Buchstaben großgeschrieben = Ausgaben nach Jahr und Heft absteigend sortieren

Da in der Computertechnik nichts so alt ist wie die Meldung von gestern, spricht Einiges für die letzte Variante. Das Ausgabenverzeichnis sieht dann so aus:

ausgabenverzeichnis-umsortiert

Ausgabenverzeich-nis umsortiert

Das Programm lässt sich nur starten, wenn im Verzeichnis mindestens eine Zip-Datei vorliegt. Wenn nichts zu aktualisieren ist startet man nicht das Programm, sondern die HTML-Datei ct4browser.html. Will man nur umsortieren und alle Zip-Dateien sind schon entfernt, genügt es, eine einzige Datei wieder einzufügen und das Programm neu zu starten.

Umgang mit mobilen Geräten

So komfortabel das Programm ist, es läuft nur an Windows PC`s. Wie geht man an iPhone und Co mit dem c’t-Abo um? Oder, anders gefragt, wie kann man Marco Zehe helfen?

Alle Dateien eines Heftes zu übertragen, macht keinen Sinn. Wenn man aber ohnehin immer nur eine Auswahl liest, kann der CTBrowser dennoch gute Dienste leisten, weil er das Stöbern und Auswählen erleichtert. Um einen ausgewählten Artikel zu übertragen, gibt es viele Möglichkeiten. Es geht auch ohne das wenig geliebte iTunes. Beispielsweise auf „Speichern unter“ gehen und den Dropbox-Ordner als Ziel auswählen. Und Schwups ist der Artikel auch am mobilen Gerät. Dort vorlesen lassen, wie gewohnt. Etwa mit dem Voice Dream Reader, der mit großer Schrift auch noch das optische Mitlesen unterstützt.

vorlesen-mit-voice-dream-am-android

Voice Dream mit Android

vorlesen-mit-voice-dream-am-iphone

Voice Dream mit iPhone

Was ist mit der Zeitschrift iX?

Wie eingangs erwähnt, gibt es ja auch noch die Computerzeitschrift iX kostenlos in digitaler Form. Sind die Dateien genauso organisiert wie bei der c’t, was ich für sehr wahrscheinlich halte, dürfte eine iX Version, also ein iXBrowser keine allzu großen Schwierigkeiten bereiten. Die Frage ist jedoch, ob ein Bedarf besteht, da sich die iX doch eher an professionelle IT-ler richtet.

Hinterlasse einen Kommentar